Urs
Huber,
Redaktor für Thal-Gäu des "Oltner Tagblatt",
hat uns
freundlicherweise auf Anfrage seinen Artikel
über das
"Meggelen"
in Wolfwil zur Verfügung gestellt:
«Das
gibt es
wohl nur in Wolfwil»
Meggelen
Ein altes Gassenspiel
erlebt in diesen Tagen quasi seine
Wiedergeburt
Eine
Stammtischidee wird wahr. Wie in der
«Eintracht»
einst
besprochen, lässt eine Handvoll Wolfwiler
das alte Gassen- und
Quartierspiel «Meggelen» auferstehen und
lädt zum
ersten offiziellen Wolfwiler
Meggelenturnier.
URS HUBER
Hand aufs
Herz: Wer kennt etwa die Begriffe Abmacher,
Bott, Jätter,
Meggeli
oder Stecken und kann diese sinnvoll unter
einem Oberbegriff
vereinigen? Wohl niemand. Es sei denn, er
sei vor Jahren in Wolfwil
aufgewachsen und so direkt mit dem Gassen-
und Quartierspiel Meggelen
in Kontakt gekommen. Von dort sind die
Wortschöpfungen denn
auch
her. «Meggelen ist schon etwas aus der Mode
geraten», sagt
Anton Büttiker, einer der Organisatoren des
1. offiziellen
Meggelen-Turniers in Wolfwil. «So viel ich
weiss, gibt es das
nur
in Wolfwil.» Und tatsächlich. Auch in der
nachbarlichsten
Gemeinde der Wolfwiler, in Fulenbach, ist
dies Spiel völlig
unbekannt. Geblieben dort ist jedoch die
Erinnerung, dass man als
auswärtiger Oberstufenschüler den Wolfwilern
beim
Meggelen
lediglich zuschauen durfte. Das Spiel blieb
den Einheimischen
vorbehalten.
Versuch
einer Wiederbelebung
Mit den
Jahren allerdings ist Meggelen fast aus dem
Wolfwiler Alltag
verschwunden. «Natürlich wollen wir mit dem
ersten
offiziellen Meggelen-Turnier den Versuch
einer kleinen Wiederbelebung
starten», sagt Anton Büttiker, der sich
selbst als
Durchschnittsmeggeler bezeichnet. Die Idee
dazu sei am Stammtisch der
«Eintracht» entstanden. «Wies halt so
geht»,
sagt der 52-Jährige. Man spricht darüber und
plötzlich
ist die Idee eines entsprechenden Turniers
geboren.» Bislang
hätten sich etwa zehn Mannschaften,
bestehend aus
fünf
Mitspielenden, angemeldet, so
Büttiker und schiebt
hinterher: «Es wäre schon gut, wenn noch
drei, vier
Mannschaften dazu kämen.»
So weit, so
gut; doch wie erklärt man einem Auswärtigen,
was
meggelen
eigentlich ist und vor allem, wie mans
spielt. Büttiker
lächelt. «Also am einfachsten lernts der-
oder
diejenige
beim Mitspielen.» Und er hebt an und erzählt
von
Abmachern,
vom Bott, von Fängern, dem Jätter, dem
Meggeli und
dem
Stecken. Meggeli und Stecken sind
übrigens aus
alten
Hartholzbesenstielen.
Doch der
Reihe nach dasjenige in die Gegenwart
transportiert, was Generationen
zuvor von Mädchen und Knaben, Frauen und
Männern
gassen- oder
quartierweise gespielt wurde. «Und dies
stundenlang», wie
sich Büttiker an seine Bubenzeit erinnert.
Denn meggelen ist
ein
so genanntes Endlosspiel, in welchem
schliesslich nach Punkten
abgerechnet und meist auf eine im Voraus
definierte Zeitdauer hinaus
gespielt wird.
Am
Anfang ist der Bott
Die
Beschreibung des Spielgeschehens kann nur
bruchstückhaft
erzählt werden. Aber so viel steht fest:
Der Bott
(ein Stein) ist der Ausgangspunkt des
Spiels. Von dort aus
jättet
(schlägt) der Jätter (Schläger) mit dem
Stecken
(Schlagstock) das Meggeli (kleines und an
beiden Enden zugespitztes
Besenholzstück) in eine bestimmte Richtung.
Gelingts der
gegnerischen Mannschaft, das Meggeli zu
fangen, so ist der
Jätter
abgemacht (ausgeschieden) und der nächste
Jätter
kommt an die
Reihe. Kann die Mannschaft das Meggeli zwar
abblocken, aber nicht
fangen, versucht der Gegner von jenem Ort,
wo das Meggeli zu liegen
kommt, mit dem Meggeli den beim Bott
deponierten Stecken zu treffen.
Gelingt dies, so ist der Jätter ab. Gelingt
dies nicht, so
kann
der Jätter das liegen gebliebene Meggeli mit
dem Stecken auf
dessen Spitze schlagen. Dieses spring hoch
und der Jätter
versucht, das durch die Luft wirbelnde
Meggeli möglichst weit
weg
zu schlagen. Dafür hat er drei Versuche.
Nach dem dritten
Versuch
schätzt der Jätter die Anzahl Steckenlängen
(Punkte)
zwischen Meggeli und Bott. Ist die
gegnerische Mannschaft
mit
der Einschätzung einverstanden, so geht die
Anzahl Punkte an
die
Mannschaft des Jätters, welcher im Spiel
weiter als
Jätter
wirken kann.
Verschiedene
Regeln
«Das
Spiel kennt natürlich die verschiedensten
Regeln»,
erklärt Büttiker, der selbst im
Militärdienst mit
Kameraden aus Wolfwil das Meggelen betrieben
hat. «So aus
Zeitvertreib», wie er sagt. Und wies so
geht: Immer mehr
Kameraden hätten sich jeweils dem Spiel
angeschlossen.
Nun folgt
also ab Anfang Juli das erste offizielle
Meggelen-Turnier in Wolfwil.
Es braucht dazu kein Startgeld, hingegen
verlangt das Turnierreglement
eine Brille als Augenschutz und allenfalls
einen Helm. Das
Hartholzmeggeli lässt grüssen. Antreten
können Gruppen
zu fünf Personen, egal welchen Geschlechts
und Alters. Zu
gewinnen
gibts natürlich auch etwas: Die Betreiber
der
«Eintracht» spendieren für die
Erstklassierten
Gutscheine. Damit sich die Bestklassierten
in gemütlicher
Atmosphäre von den Strapazen erholen und
verpflegen
können.
Erschienen
ist
der Artikel am Donnerstag, 21. Juni 2007 auf
Seite 27 im "Oltner
Tagblatt".
Vielen Dank für das Recht zur Publikation auf
unserer Webseite!